Island – Tag 13

Schon am Vorabend konnten wir vom Campingplatz das Ziel unserer Wanderung des heutigen Tags sehen. Auf der Südseite des Fáskrúðsfjörður ragt ein heller Berg, ein Rhyolitvulkan names Sandfell etwas mehr als 700 Meter empor. Diesen wollen wir heute besteigen. Vom Ort Fáskrúðsfjörður ist es nur eine kurze Fahrt mit dem Auto bis zu einem Parkplatz, von dem aus verschiedene Wanderwege starten.

Eigentlich hätten wir den Fluss relativ früh überqueren müssen, doch leider gibt es keine geeignete Stelle. So laufen wir einen Kilometer weiter den Fluss hoch als geplant und dementsprechend ein kleines Stückchen wieder zurück um auf den Kamm zu kommen.

Anfänglich geht es über moosbedecktes Gestein mit niedriger Vegetation empor. Steil, aber nicht sehr steil, so dass wir den Blick in den Fjord und das offene Meer genießen können.

Doch bald geht es über Geröllpisten empor – zwei Schritte vor, einen Schritt zurück. Das Geröll liegt locker und rutscht bei jedem Schritt weg Zudem weht von Osten her ein kräftiger fast stürmischer Wind heran. Auf der östlichen Seite des Kamms muss man aufpassen, nicht durch die Böen ins Schwanken zu kommen.

Doch es lohnt sich. Auf einem Plateau knapp unter dem eigentlichen Gipfel angekommen, machen wir Mittagspause und können – windgeschützt – eine prächtige Aussicht zum Essen genießen.

Von da an geht es gut mir Holzpflöcken markiert den Berg hinab durch Wiesen und leicht sumpfige Moosflächen entlang am Fluss, den wir im Tal zu Beginn des Tages überquert hatten. In der Wiese blühen Glockenblumen und Deschampsia.

Auf dem Hinweg hatten wir am Ufer des Flusses bereits große Flächen von Heidelbeeren und Krähenbeeren gesehen. Wir legen einen kurzen Stopp ein, um uns ein bisschen frisches Obst für die nächsten Tage zu ernten.

Nach dieser Wanderung und weil wir insgesamt gut in der Zeit liegen, entscheiden wir einfach nur einen Fjord weiterzufahren und heute Nacht in Stöðvarfjörður zu übernachten. Der Campingplatz östlich des Orts hat zwar nur Toiletten und fließend kaltes Wasser. Doch duschen können wir schließlich auch im Schwimmbad, wo wir auch den Hotpot genießen.

Tolles Licht zu Sonnenuntergang auf der gegenüberliegenden Fjordwand.

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Island – Tag 12

Seyðisfjörður zeigt sich am nächsten Morgen besser und vor allem trocken.  So lassen sich auch die steilen Fjordwände endlich sehen, die sich am Vorabend hinter Wolken verbargen oder  in der Dunkelheit versteckten. Auf der Passstraße nach Egilsstaðir können wir noch einmal schon nach Seyðisfjörður im Fjord herunterblicken.

Wir fahren nach Norden bis nach Borgarfjörður. Eigentlich mit dem Ziel, dort bunte Rhyolitberge zu sehen, doch bereits auf dem Weg über die weite Sanderfläche beginnt es zu regnen. Auch die geplante Wanderung in den Bergen östlich von Borgarfjörður fällt so wortwörtlich ins Wasser.

Nun gut, umrunden wir eben den Lagarfljót, den langgestreckten See südlich von Egilsstaðir. Dort ließe sich noch eine kleine Wanderung zum Hengifoss unternehmen. Doch schon von weiten sehen wir die Regenwand im Süden des See, die auch dieses Unterfangen vereitelt.

Stattdessen sammeln wir einfach Pilze in einem Zwergbirken-, Kiefern- und Lärchenwäldchen direkt neben der Straße um den See. Innerhalb von nur 10 Minuten haben ausreichend Pilze für ein leckeres Abendbrot gefunden.

Nach der Umrundung des Sees und der Fahrt durch Islands größten Wald (ein beliebtes Feriengebiet) geht es über die Straße 92 über einen fantastischen Pass wieder in die Ostfjorde.

Wir steuern für diese Nacht den Campingplatz bei Fáskrúðsfjörður im gleichnamigen Fjord an. Inzwischen hat sich das Wetter richtig gebessert und so können wir im Westen des Orts auf dem Campingplatz ein fantastisches Lichtspiel der tief stehenden Sonne beobachten. Immer wieder springe ich beim Abendbrot auf, um schnell Fotos aufzunehmen und neue Erinnerungen auf den Chip zu bannen.

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Island – Tag 11

Der nächste Morgen in Heiðarbær beginnt trocken, aber insgesamt noch wolkig und dunstig – aber immerhin kein strömender Regen. Wir machen uns wieder auf in Richtung Mývatn, um die Teile nachzuholen, die gestern nicht auf unserer Rundtour um den See lagen. Zuerst besuchen wir in feuchtigskeitsgesättigter Luft das Hochtemperaturgebiet  Hverarönð an der Ostseite des Mývatn. Aus vielen Schlammtöpfen und Solfataren steigt ein kräftiger Duft von Schwefelwasserstoff empor.

Insgesamt fühlt man sich hier wie auf dem Mars, nicht zuletzt wegen der rötlichen Erde und der schwarzen Steine. Hverarönð ist nicht sehr groß, in einem kleinen Spaziergang hat man schnell alles gesehen.

Doch ist die Landschaft abwechslungsreich, immer wieder gibt es Stellen, an denen dünne gelbe Krusten aus Schwefel die rote Erde überhauchen.

Von Hverarönð geht es weiter nach Norden, vorbei an einem Geothermalkraftwerk zur Krafla-Vulkanspalte, die in den 1970er und 1980er Jahren mit mehreren Spalteneruptionen auf sich aufmerksam machte. Der Nebel hat sich inzwischen zu einem Dauernieseln gesteigert und wird in den kommenden Stunden zu einem richtigen Dauerregen werden.

Doch noch lässt es sich draußen aushalten und so machen wir einen kleinen Rundgang um die Leirhnjúkur-Spalte, die Teil des Krafla-Vulkansystems ist. Von der Ostseite kommend sind die dominierenden Farben gelb, rot, weiß und ocker. Nach einem leichten Anstieg zeigen sich trübe Schwefelquellen.

Nur wenige Schritte weiter stehen wir dann plötzlich in einem schwarzen Lavafeld, das nur spärlich von Moosen bewachsen ist. An einigen Stellen strömt heiße Luft zwischen den Steinen aus dem Boden empor.

Im immer stärker werdenden Regen geht es weiter zum Dettifoss, der Kinogänger aus dem Alien-Prequel „Prometheus“ bekannt sein dürfte.

Die ist eines der letzten Bilder, die ich für ungefähr 90 Minuten machen kann, denn kurz danach gibt die Kamera ob der enormen Feuchtigkeitsmenge von oben auf. Offenbar ist etwas Wasser in die Taster an der Rückseite eingedrungen. Auch das eine Objektiv hat über den Zoom etwas Feuchtigkeit gezogen, die sich an der Innenseite der Optik niederschlägt. Nach bangem Trocknen vor der aufgedrehten Warmluft auf der Lüftung des Autos berappeln sich die Kamera und Optik bald wieder… puh!

Es geht weiter über die Straße 901 abseits der Ringstraße über die Möðrudalsöræfi, vorbei an einem einsamen Gehöft mit Campingplatz (wir wollen noch weiter kommen) und Torfhaustankstelle durch eine absolut grandiose Landschaft, die uns das schlechte Wetter vergessen lässt.

Wir fahren gleich weiter in die Ostfjorde. Durch Egilsstaðir weiter nach Seyðisfjörður, wo es noch bis in den Abend hinein regnet, danach aber schnell besser wird.

 

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Island – Tag 10

Nach einer kräftig verregneten Nacht ist es am Morgen in Heiðarbær trocken. Zumindest von oben, die Campingplatzwiese ist recht nass – einige Pfützen zeugen von den Regenfällen der Nacht. Doch im Gegensatz zum Vorabend müssen wir unser Essen nicht in der Kochstellen-Schutzhütte einnehmen.

Wir fahren zuerst nach Húsavík, um uns Plätze bei einer Walbeobachtungstour zu sichern. Um 10 Uhr morgens sind bereits alle Fahrten des Tags bis 16 Uhr ausgebucht, doch für eine Sonderfahrt um 17 Uhr lassen wir uns vormerken. Für den Rest des Tages fahren wir nach Süden zum Mývatn, dem „Mückensee“ inmitten eines vulkanisch aktiven Gebiets. Zumindest einen Teil der dortigen Sehenswürdigkeiten werden wir bereits heute besichtigen können, den Rest werden wir morgen mitnehmen.

Auf dem Weg zum Mývatn ist der Wechsel von Weiden und Wiesen in die vulkanisch geprägte Landschaft sehr plötzlich. Noch sieht man auf grünes Gras und ein paar Minuten später wirkt es wie auf dem Mond.

Und ja, am Mývatn gibt es wirklich viele Mücken. Wir haben Glück, denn keine der zahlreich vertretenen Arten scheint in der Saison unserer Anwesenheit zu stechen. Am Ende des Tages werden wir keinen einzigen Stich finden können. Ein bisschen aufdringlich sind die Insekten aber schon.

Bei Skútustaðir im Süden des  Mývatn lassen sich bei einem kleinen Spaziergang eine Vielzahl von Pseudokratern erkunden. Es handelt sich nicht um Ausbruchskrater aus denen einst Lava aus dem Erdinneren floss, sondern um Spuren von Explosionen. Diese entstanden als Magma  ein Feuchtgebiet überströmte. Das blitzschnell verdampfende Wasser entfaltet dabei die Kraft einer Explosion und reißt so die Krater in die Landschaft.

In der vulkanischen Landschaft um den See sticht als eine der Hauptattraktionen Dimmuborgir hervor. Übersetzt bedeutet der Name soviel wie „dunkle Städte“ oder „dunkle Burgen“ und wer auf den leicht begehbaren Wegen zwischen den  Lavaschloten umherwandelt, weiß warum.

Gemeinsam mit vielen anderen Touristen, die seltsamerweise dieselbe Idee haben, besteigen wir das Hverfjall, einen Tuffring im Osten des  Mývatn, der entstand als Grundwasser und Magma explosiv aufeinandertrafen.

Der Rand des Rings lässt sich vollständig umrunden, wir gehen nur in etwa ein Viertel des Wegs und wieder zurück. Vom Hverfjall hat man einen wunderbaren Fernblick, hier der Blick von Osten über den Mývatn, im Vordergrund ein Lavafeld.

Um 17 Uhr verlassen wir wie geplant den Hafen von Húsavík an Bord eines Schnellbootes. Eingepackt in warme Overalls, Sicherheitswesten umgeschnallt, brettern wir über die Wellenkämme. Beim Tempo des Bootes sind diese doch recht hart und wir müssen uns in eine bequeme Position, halb gelehnt halb abgestützt, bringen um nicht Rückenschmerzen zu bekommen.

Das erste Ziel unserer Fahrt durch die Bucht ist Lundey, die Papageientaucherinsel. Im Sommer brüten hier abertausende der „Clowns des Meers“, auch wir sehen noch viele in den Wellen um die Insel. Doch ihre Fluchtdistanz ist groß, so dass wir sie nur selten ausreichen nah für ein gutes Foto vor die Kamera bekommen.

Deutlich weniger furchtsam sind die Eissturmvögel, die sehr nah am Boot vorbei rauschen. Dies tun sie aber so schnell, dass ich kaum mit der Kamera hinterher komme und nur wenige Fotos tatsächlich gelingen.

Auch mit den Walen haben wir Glück. Immer wieder tauchen Buckelwale auf, nehmen einige Atemzüge an der Oberfläche und verschwinden wieder in den Tiefen der Bucht. Einige zeigen beim Abtauchen nicht nur ihre Rückenflosse sondern präsentieren auch ihre Fluke wie dieses Exemplar hier.

Nach rund zweieinhalb Stunden brausen wir wieder zurück zum Hafen, erfüllt von vielen neuen Eindrücken. Wir schälen uns aus den warmen Overalls und nehmen noch einen kleinen Snack ein, bevor zur Unterkunft zurückfahren. Da uns die Reise in den nächsten Tagen weiter nach Osten führen soll, kehren wir für die Nacht erneut in Heiðarbær ein. Neben der guten Lage locken auch Swimmingpool und Hotpots. Abends werden wir noch mit einer schönen Dämmerung belohnt.

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