Gestern Abend gab es zwischen viertel nach neun und viertel vor zehn noch einmal schönes Polarlicht. Durch das übliche Forum und eine App aufmerksam geworden, machte ich Testaufnahmen aus geöffneten Fenstern heraus und entdeckte dann gegen kurz nach 21 Uhr tatsächlich einen rötlichen Schimmer nahe des Nordhorizonts.
So radelte ich zu meinem üblichen Spot nördlich des Dorfs und wurde sofort von zuerst nur fotografisch – später aber auch mit bloßem Auge – sichtbaren Polarlicht begrüßt.
Nachdem es nach den Sonnenwindwerten und einem Hinweis der Polarlicht-App wieder einmal nach möglichem Himmelsleuchten aussah, legte ich die Kamera (etwas faul) einfach nur auf den Fensterrahmen Richtung Nordwesten.
Gegen 23:10 Uhr konnte ich dann tatsächlich einen leichten rötlichen Schimmer am Horizont erkennen. Fürs bloße Auge war er vollständig farblos und sehr schwach. Leichte Strukturen (Strahlen) konnte ich nur erahnen.
Da sich der Schimmer jedoch im Laufe der kurzen Beobachtung bereits abschwächte, entschied ich mich für eine ruhige Nacht im Bett anstatt am Feldrand. Schön war dieses kurze Aufleuchten dennoch!
Der 10. Mai 2024 wird mir lange in Erinnerung bleiben. Ich habe in Norwegen schon tollstes Polarlicht sehen dürfen, aber so etwas wie das, was es gestern Abend gab, habe ich hier in Mitteleuropa noch nie gesehen. Ich habe noch Erinnerungen (aber keine Fotos) an das großartige Polarlicht aus dem Herbst 2001, das auch mit bloßem Auge sehr farbig war.
Gleich zu Anfang mit Einsetzen der Dämmerung war helles, deutlich rotes Polarlicht zu sehen:
Eine Aufnahme mit dem Fischaugenobjektiv zeigt die vollständige Ausdehnung:
Nachdem der erste helle Ausbruch (Substorm) vorbei war, blieb im Westen ein sehr heller Strahl neben dem Mond stehen:
Dann „dümpelte“ das Polarlicht in abwechselnder Aktivität vor sich hin, bis es tat, was ich aus Norwegen so gut kannte. Der nächste Substorm „zündete“ den gesamtem Polarlichtbogen, der immer weiter nach Süden rutsche und so schließlich den gesamten Himmel in Farben tauchte. Mit bloßem Auge sind die Farben bei weitem nicht so deutlich wie auf den Bildern, aber sie waren dennoch gut zu erkennen:
Es war praktisch der gesamte Himmel voll von Polarlicht und ich konnte Aufnahmen nur noch sinnvoll mit dem Fischaugenobjektiv machen, um möglichst viel zu erfassen. Ich wusste meist gar nicht, wohin ich gucken sollte, weil alles auch sehr dynamisch war. Schließlich tauchte im Süden in Richtung Arktur eine rötliche Korona auf:
Nach diesem Substorm machte das Polarlicht ein bisschen Pause, ich ging rein um etwas aufzuwärmen und kam dann später, als ich mit einem weiteren Ausbruch rechnete, noch einmal raus. Der Himmel war inzwischen etwas trübe geworden, aber es ließ sich noch einmal gut das inzwischen dann nur pinke Polarlicht fotografieren.
Am 17. März 2015 erreichte die Wolke eines koronalen Materieauswurfs, den die Sonne am 15. März ausgestoßen hatte, die Erde. In der Folge kam es zu einem starken geomagnetischen Sturm, der Polarlichter bis nach Deutschland auslöste.
Auch in Hannover ließ sich die Aurora ablichten, ich hatte die Kamera über Nacht auf den Dachboden gestellt und aus der Nordluke Bilder im Abstand von 45 Sekunden machen lassen. Zuvor hatte ich in der Volkssternwarte bereits versucht, das Polarlicht auf den Chip zu bannen, scheiterte aber an der Lichtverschmutzung in Hannover. Es gab offenbar eine erste Aktivitätsphase kurz nach 21 Uhr MEZ, aber als die ablief war ich gerade auf dem Rückweg von der Sternwarte.
Weitere Versuche zuhause blieben dann ebenfalls erfolglos. Um mögliche Aktivität in der Nacht dann nicht zu verpassen, also der Dachboden-Aufbau. Es gab dann noch mal eine weitere starke Polarlichtphase um Mitternacht MEZ, die ich zum Glück fotografisch dokumentieren konnte.
Alle Bilder sind nachbearbeitet, um der starken Lichtverschmutzung Herr zu werden. Der Weißabgleich wurde auf den Himmel nahe des oberen Bildrands gesetzt, so lässt sich der Gelbstich der Lichtverschmutzung entfernen. Objektivkorrekturen und weitere Anpassungen am Tonwertumfang und der Dynamik runden das ganze ab.