Nachdem die Sonne in ihrer aktuell hohen Aktivitätsphase wieder einmal einen koronalen Materieauswurf in Richtung Erde geschickt hatte, war relativ bald klar, dass es ab Donnerstagabend gute Chancen auf Polarlicht geben könnte. Die Front des Materieauswurfs erreichte die Erde dann gegen 17:00 Uhr am Donnerstag und bald zeigten die Sonnenwindwerte an den Satelliten, dass sich schon bald nach Sonnenuntergang das erste Polarlicht zeigen könnte.
Erste Fotos aus dem geöffneten Fenster Richtung Norden zeigten dann einen kleinen Teil des grünen Bogens, der rasch wieder verschwand (vielleicht war es auch RAGDA-Polarlicht, das sich auch später am Abend zeigte). Nachdem ich dann in einigen Bilder das erste Rot sah, ging es in Richtung Feldweg im Norden des Dorfs. Dort war das Polarlicht unter den abziehenden Wolken sofort intensiv hell mit leichten Farben zu erkennen.
Bald zeigte sich ein weiterer roter Bogen weiter Richtung Süden und die Farben wurden insgesamt intensiver, so dass auch das Rot deutlich zu erkennen war.
Mit dem Fischaugenobjektiv zeigte sich über dem grünen Bogen und dem darüberstehenden roten Polarlicht leicht abgesetzt der rote Bogen, der vermutlich der SAR-Bogen war, der auch später fast dauerhaft zu sehen war.
Zwischendurch leuchtete ein heller roter Strahl auf.
Über wenige Minuten war dann sogenanntes RAGDA-Polarlicht zu sehen, das er 2022 in der Fachliteratur beschrieben wurde. RAGDA steht für „Red Arc with Green Diffuse Aurora“, also ein roter Bogen mit grünen diffusen Flecken. Das Besondere ist, dass die grünen Flecken (die diesmal nur farblos mit bloßem Auge waren) pulsieren. Sie tauchen auf und verschwinden wieder im Verlaufe von einigen Sekunden – einfach irre zu beobachten.
Danach folgte eine ruhigere Phase, in der eine grüner Bogen zusammen mit dem SAR-Bogen zu sehen war, insgesamt aber wenige Dynamik und Bewegung im Polarlicht war. Das zeigt sich an den folgenden beiden Bilder, bei denen sich das Polarlicht fast gar nicht verändert, man aber die Bewegung des Sternenhimmels (durch die Erddrehung) sehen kann.
Ich fuhr kurz nach Hause, um mir etwas wärmere Kleidung (Mütze und Schal) zu holen und radelte wieder zurück zum Feldweg. Nach etwas Wartezeit zeigten sich positive Veränderungen in den Sonnenwinddaten und bald auch deutlich mehr Struktur im grünen Polarlichtbogen. Ein untrügliches Zeichen einer bevorstehenden Phase intensiver Aktivität, eines „Substorms“.
Und in der Tat schossen bald die ersten roten Strahlen aus dem Bogen empor und die Show begann.
Das Rot war dann sehr intensiv zu sehen und neben dem Grün deutlich mit bloßem Auge zu erkennen.
Irgendwann ging dem Substorm die Luft aus und die Dynamik und Helligkeit ließ etwas nach. Mit der Kamera war aber zu erkennen, dass das Polarlicht noch immer fast den gesamten Himmel bedeckte. Ich entschied mich dann aber für heute die Segel zu streichen weil auch zunehmend Bewölkung aufkam.
Später in der Nacht gab es dann noch mehr Aktivität, die ich aber verschlafen habe. Gegen 1:30 Uhr konnte ich aus dem Bett noch etwas rotes Polarlicht zwischen den Wolken leuchten sehen.