Vergangenen Nacht war es so weit. Ich konnte das erste Mal Photonen vom Kometen C/2020 F3 (NEOWISE) (oder auch kürzer „Komet NEOWISE“) auf den Chip meiner Kamera bringen und den hellen Kometen auch gut mit bloßen Augen aus der Wedemark sehen. Schön!
Für alle, die wie ich alt genug sind, im Jahr 1997 den Kometen Hale-Bopp gesehen zu habe: So hell und spektakulär ist NEOWISE nicht, aber es ist dennoch ein schöner Komet für die freisichtige Beobachtung. Anders als Hale-Bopp wird NEOWISE aufgrund der geringeren Größe und Helligkeit unerfahrenen Beobachter*innen aber nicht unmittelbar ins Auge springen.
Erschwert wird diese aktuell (noch) durch die hellen Nächte in Norddeutschland, weil die Sonne auch zur lokalen Mitternacht nicht so tief unter dem Horizont, dass es vollkommen dunkel wird. Hinzu kommt der vergleichsweise niedrige Stand über dem Horizont zu Zeiten hinreichender Dunkelheit.
Vorteil dieser Konstellation: Der Komet lässt sich mit Landschaft im Vordergrund und dämmerungsfarbenem Himmel ablichten. Und im Sommer können dazu noch die leuchtenden Nachtwolken kommen. Das sind sommerliche in ca. 80 Kilometer Höhe stehende Eiswolken, die nachts von der bereits untergeganenen Sonne beleuchtet werden.
Das Wetter spielte in der Nacht vom 10. auf den 11. Juli in der Wedemark nördlich von Elze perfekt mit. Ich war auf einen Feldweg geradelt zu einem meiner üblichen Standorte zur Beobachtung leuchtender Nachtwolken. Nachdem sich Nachtwolken und Komet zuerst (kurz nach 23 Uhr MESZ) hinter normalen Wolken versteckten, gaben diese bald den Blick frei und Komet und Nachtwolken leuchteten gut sichtbar am Himmel.
Mit zunehmender Dunkelheit und tiefer sinkender Sonne werden die Nachtwolken dunkler und stehen näher am Horizont. Dafür zeigt sich der Schweif des Kometen mit größerem Kontrast im Bild und auch mit dem bloßen Auge. Durch indirektes Sehen lässt sich die Sichtbarkeit noch verbessern.
Gegen etwa 00:45 Uhr beende ich meine Beobachtung. Der Komet erreicht nun seinen Tiefststand über dem Nordhorizont und wird im Laufe der Nacht wieder höher steigen. Am Morgen ist er dann bei vergleichbarer Tiefe der Sonne unter dem Horizont höher sichtbar.
Zwischendurch zieht dann gegen 00:30 Uhr noch eine Kette Starlink-Satelliten über den Himmel. Deren Helligkeit war nicht so hoch wir kurz nach dem Start, aber immer noch auffällig und verunstaltete schwächere Sternbilder. Ein Satellit war deutlich heller als die anderen, seine Helligkeit entsprach derjenigen der Sterne, die die helleren Sternbilder ausmachen. Nachträgliche Recherche ergab, dass es sich um Satelliten vom Start am 13. Juni 2020 handelte.
Und natürlich ist es am Ende wie so häufig ist, verpasst man dann genau beim Abbauen etwas. Während ich das Stativ zusammenschob, zischte noch eine Sternschnuppe wenige Grad neben dem Kometen vorbei. Sah schön aus, wäre auch ein tolles Fotomotiv gewesen 🙂 Auf dem Radweg nachhause sah ich dann noch den gerade aufgehenden Mond zwischen einigen Wolken hervorlugen.