Auch am 15. Oktober war es abends (halbwegs) klar, so dass ich wieder zum Feldrand radelte, um dort einmal mehr Aufnahmen des Kometen Tsuchinshan-Atlas zu machen. Allerdings konnte ich den Kometen dabei deutlich schlechter sehen. Die Kombination aus heller werdendem Mondschein und doch recht flächigen Zirren zusammen mit einer abnehmenden Helligkeit des Kometen war eher ungünstig.
Am Ende ließen sich durch entsprechende Bearbeitung der Summenbilder doch wieder einige Details herauskitzeln.
Um den Staubschweif sichtbar(er) zu machen, habe ich dann wieder denselben Trick mit dem Entfernen des Hintergrundverlaufs gemacht, was aufgrund der Cirruswolken mittelgut funktionierte.
Am 16. Oktober habe ich den Kometen zuerst mit dem Fernglas und dem bloßen Auge vom Garten aus beobachtet. Als ich danach am Feld war, war der Komet nur noch hinter hell vom fast vollen Mond beleuchteten Cirruswolken zu sehen.
Während sich der Komet weiter von der Sonne entfernt, bleibt jeden Abend etwas mehr Zeit ihn in der Dämmerungsphase bis hinein in die Nacht zu beobachten. Die letzten Tage haben aber gezeigt, dass vor allem der helle Mond und die Wolken hier in der Region Hannover bestimmen wie viel vom Kometen sichtbar ist.
Richtig gut war es am 14. Oktober, als sich überraschend eine Lücke in den Wolken auftat und der Komet problemlos mit seinem langem Schweif mit bloßem Auge sichtbar war. Ich hatte gar nicht mit der Möglichkeit gerechnet, dass es hinreichend klar sein würde, so dass ich die Fotografie des Kometen etwas improvisieren musste. So hievte ich die Kamera mit dem Stativ kurzerhand aus einem Fenster auf das Carportdach, von wo aus es einen freien Blick in Richtung Horizont gab.
Ich nahm dann Bilderserien einzelner kurz belichteter Bilder auf, die ich hinterher mit Siril zusammenrechnete, um so effektiv eine längere Belichtungszeit ohne Nachführung zum Ausgleich der Erddrehung zu erreichen. Die Bilder wurden dann weiter in Gimp, RawTherapee und Neat Image bearbeitet. Durch das Addieren der Bilderserien ist der Vordergrund der Bilder verschwommen. Der neblige „Stern“ im sonnenfernsten Drittel des Schweifs ist der Kugelsternhaufen Messier 5.
Im Bild ist der sogenannte Gegenschweif gut zu erkennen, der sich rechts unterhalb des Kometenkopfs in Richtung der Sonne zeigt. Der normale Schweif entsteht durch vom Sonnenlicht weggedrücktes Kometenmaterial. Deswegen zeigt er von der Sonne weg. Der Gegenschweif tut genau das Gegenteil, muss also eine andere Ursache haben. Er besteht aus schwereren Teilchen des Kometenmaterials, das zwar vom Kometenkern abgedampft ist, aber entlang der Kometenbahn um die Sonne „herumhängt“. Dieser Kometenstaub bildet also eine schmale Scheibe entlang der Kometenbahn. Durchläuft die Erde diese Bahnebene des Kometen, wird das herumhängende Kometenmaterial durch den recht exakten Blick auf die Kante sichtbar und erstreckt sich auch in Richtung der Sonne.
Um den Gegenschweif deutlicher sichtbar zu machen, entfernte ich daher den Verlauf der Hintergrundhelligkeit mit Siril, bearbeitete das entstehende Bild erneut und erstellte eine Schwarzweiß-Version, in der man den Gegenschweif viel deutlicher erkennen kann:
Ich verfolgte den Kometen dann mit bloßem Auge, Fernglas und Kamera bis er hinter der sich schon in diesen Bildern zeigenden Wolkenbank verzog. Am Ende war nur noch der Schweif des Kometen sichtbar, was auch sehr schick aussah.
Nachdem der Komet sich Ende September / Anfang Oktober am Morgenhimmel gezeigt hatte (ich hatte ihn aber nicht beobachten können) und dann nah an der Sonne vorbeigezogen war, taucht er nun am Abendhimmel auf.
Am 11. Oktober ergab sich die erste realistische Möglichkeit ihn aus unseren Breiten aufzuspüren. Und zum Glück war das Wetter gut, ein bisschen dünne Wolken Richtung Westhorizont, aber ansonsten sehr fein.
Es war absehbar, dass das Sichtbarkeitsfenster des Kometen kurz sein würde, aber dass es am Ende so eng war, hatte ich nicht geahnt. Es gibt zwei konkurrierende Effekte: Mit fortschreitender Dämmerung wird der Himmel dunkler, der Komet wird besser sichtbar, weil sich der Kontrast zum Himmelshintergrund erhöht. Allerdings sinkt der Komet, der sich in der Untergangsphase befindet, fortschreitender Dämmerung weiter zum Horizont. Weil sein Licht dann mehr Luftmasse / Atmosphäre durchqueren muss, nimmt seine scheinbare Helligkeit ab. Durch das Zusammenspiel dieser beiden Effekte ergibt sich ein Fenster, in dem der Komet bereits sichtbar wird, aber noch nicht zu sehr durch die zunehmende Luftmasse abgeschwächt wird.
Gestern Abend wurde der Komet hier erstmals, zuerst im Kamerabild und dann mit dem Fernglas sichtbar als er einen Horizontabstand von nur 2,5° (rund fünf Vollmonddurchmesser) über dem Horizont hatte. Am besten aufs Bild Klicken, um dasselbe in voller Auflösung zu sehen.
Der Komet steht als schwacher Nebelfleck über dem höheren Baum auf der rechten Seite. Hier im folgenden Bild ist die Position mit einem Pfeil markiert. Die Aufnahme machte ich mit einem 200-mm-Teleobjektiv um 19:21 Uhr MESZ.
Danach konnte ich dem Komet mit einem 600-mm-Teleobjektiv bis zu seinem „Untergang“ an der Baumoberkante verfolgen.
In den kommenden Tagen wird der Komet besser sichtbar werden, weil sein Winkelabstand zur Sonne zunimmt. Dadurch kann man ihn in der weiter fortgeschrittenen Dämmerung höher über dem Horizont beobachten. Das tägliche Beobachtungsfenster wird länger. Gleichzeitig nimmt die Helligkeit ab, weil der Komet auf seiner Bahn um die Sonne weiter von derselben wegwandert und dadurch weniger hell strahlt.
Die folgende Aufsuchkarte ist von der Vereinigung der Sternfreunde erstellt. Unter dem Link finden sich weitere Beobachtungshinweise.
Nachdem die Sonne in ihrer aktuell hohen Aktivitätsphase wieder einmal einen koronalen Materieauswurf in Richtung Erde geschickt hatte, war relativ bald klar, dass es ab Donnerstagabend gute Chancen auf Polarlicht geben könnte. Die Front des Materieauswurfs erreichte die Erde dann gegen 17:00 Uhr am Donnerstag und bald zeigten die Sonnenwindwerte an den Satelliten, dass sich schon bald nach Sonnenuntergang das erste Polarlicht zeigen könnte.
Erste Fotos aus dem geöffneten Fenster Richtung Norden zeigten dann einen kleinen Teil des grünen Bogens, der rasch wieder verschwand (vielleicht war es auch RAGDA-Polarlicht, das sich auch später am Abend zeigte). Nachdem ich dann in einigen Bilder das erste Rot sah, ging es in Richtung Feldweg im Norden des Dorfs. Dort war das Polarlicht unter den abziehenden Wolken sofort intensiv hell mit leichten Farben zu erkennen.
Bald zeigte sich ein weiterer roter Bogen weiter Richtung Süden und die Farben wurden insgesamt intensiver, so dass auch das Rot deutlich zu erkennen war.
Mit dem Fischaugenobjektiv zeigte sich über dem grünen Bogen und dem darüberstehenden roten Polarlicht leicht abgesetzt der rote Bogen, der vermutlich der SAR-Bogen war, der auch später fast dauerhaft zu sehen war.
Zwischendurch leuchtete ein heller roter Strahl auf.
Über wenige Minuten war dann sogenanntes RAGDA-Polarlicht zu sehen, das er 2022 in der Fachliteratur beschrieben wurde. RAGDA steht für „Red Arc with Green Diffuse Aurora“, also ein roter Bogen mit grünen diffusen Flecken. Das Besondere ist, dass die grünen Flecken (die diesmal nur farblos mit bloßem Auge waren) pulsieren. Sie tauchen auf und verschwinden wieder im Verlaufe von einigen Sekunden – einfach irre zu beobachten.
Danach folgte eine ruhigere Phase, in der eine grüner Bogen zusammen mit dem SAR-Bogen zu sehen war, insgesamt aber wenige Dynamik und Bewegung im Polarlicht war. Das zeigt sich an den folgenden beiden Bilder, bei denen sich das Polarlicht fast gar nicht verändert, man aber die Bewegung des Sternenhimmels (durch die Erddrehung) sehen kann.
Ich fuhr kurz nach Hause, um mir etwas wärmere Kleidung (Mütze und Schal) zu holen und radelte wieder zurück zum Feldweg. Nach etwas Wartezeit zeigten sich positive Veränderungen in den Sonnenwinddaten und bald auch deutlich mehr Struktur im grünen Polarlichtbogen. Ein untrügliches Zeichen einer bevorstehenden Phase intensiver Aktivität, eines „Substorms“.
Und in der Tat schossen bald die ersten roten Strahlen aus dem Bogen empor und die Show begann.
Das Rot war dann sehr intensiv zu sehen und neben dem Grün deutlich mit bloßem Auge zu erkennen.
Irgendwann ging dem Substorm die Luft aus und die Dynamik und Helligkeit ließ etwas nach. Mit der Kamera war aber zu erkennen, dass das Polarlicht noch immer fast den gesamten Himmel bedeckte. Ich entschied mich dann aber für heute die Segel zu streichen weil auch zunehmend Bewölkung aufkam.
Später in der Nacht gab es dann noch mehr Aktivität, die ich aber verschlafen habe. Gegen 1:30 Uhr konnte ich aus dem Bett noch etwas rotes Polarlicht zwischen den Wolken leuchten sehen.