Am frühen Morgen des 19. Februar 2025 verglühte über Mitteleuropa ein Teil (genauer die Oberstufe) einer Falcon-9-Rakete des Unternehmens SpaceX. Das Verglühen wurde gegen 4:45 Uhr von vielen Menschen beobachtet und im Nachhinein vielfach in den Medien berichtet: Tagesschau 1, Tagesschau 2, Video, FAZ, Spektrum (mit Video), Zeit, Meteoros-Forum.
Als ich morgens zum Lüften das Dachfenster Richtung Nordosten öffnete, fiel mir eine auffällig leuchtende Wolke auf, obwohl es noch eine Stunde bis zum Sonnenaufgang dauern würde.
Zerfaserte Wolke Richtung bevorstehender Sonnenaufgang um 6:40 Uhr MEZ als die Sonne 8° unter dem Horizont stand.
Die Sonne stand zu diesem Zeitpunkt noch so weit unter dem Horizont, dass nur Wolken beleuchtet werden könnten, die sehr hoch in der Atmosphäre stehen. Denn nur so weit oben scheint bereits die Sonne, während sie am Erdboden noch lange nicht aufgegangen ist. Das ist der Effekt der bei den im Sommer sichtbaren Leuchtenden Nachtwolken für deren Nachtsichtbarkeit sorgt.
Zerfaserte Wolke Richtung bevorstehender Sonnenaufgang um 6:41 Uhr MEZ als die Sonne 8° unter dem Horizont stand.
Ich dachte zuerst an von einer Rakete bei ihrem Start erzeugte Abgase oder abgelassenen Treibstoff. Es stellte sich dann aber relativ schnell heraus, dass der oben erwähnte Wiedereintritt der Falcon-9-Oberstufe dahinter stecken dürfte. Sie verursachte gewissermaßen eine künstliche Leuchtende Nachtwolke.
Die Wolke verblasste langsam bei höher steigender Sonne wie es sich auch bei den Leuchtenden Nachtwolken beobachten lässt.
Zerfaserte Wolke Richtung bevorstehender Sonnenaufgang um 6:47 Uhr MEZ als die Sonne 7° unter dem Horizont stand.Kaum noch erkennbare, zerfaserte Wolke in Richtung bevorstehender Sonnenaufgang um 6:5 Uhr MEZ als die Sonne 5,8° unter dem Horizont stand.
Offenbar gab es in Polen einen möglichen Fund von aus der Erdumlaufbahn gefallenen Weltraumschrotts, weil die Oberstufe nicht vollkommen in der Atmosphäre verglüht ist.
Nachdem die Sonne in ihrer aktuell hohen Aktivitätsphase wieder einmal einen koronalen Materieauswurf in Richtung Erde geschickt hatte, war relativ bald klar, dass es ab Donnerstagabend gute Chancen auf Polarlicht geben könnte. Die Front des Materieauswurfs erreichte die Erde dann gegen 17:00 Uhr am Donnerstag und bald zeigten die Sonnenwindwerte an den Satelliten, dass sich schon bald nach Sonnenuntergang das erste Polarlicht zeigen könnte.
Erste Fotos aus dem geöffneten Fenster Richtung Norden zeigten dann einen kleinen Teil des grünen Bogens, der rasch wieder verschwand (vielleicht war es auch RAGDA-Polarlicht, das sich auch später am Abend zeigte). Nachdem ich dann in einigen Bilder das erste Rot sah, ging es in Richtung Feldweg im Norden des Dorfs. Dort war das Polarlicht unter den abziehenden Wolken sofort intensiv hell mit leichten Farben zu erkennen.
Bald zeigte sich ein weiterer roter Bogen weiter Richtung Süden und die Farben wurden insgesamt intensiver, so dass auch das Rot deutlich zu erkennen war.
Mit dem Fischaugenobjektiv zeigte sich über dem grünen Bogen und dem darüberstehenden roten Polarlicht leicht abgesetzt der rote Bogen, der vermutlich der SAR-Bogen war, der auch später fast dauerhaft zu sehen war.
Zwischendurch leuchtete ein heller roter Strahl auf.
Über wenige Minuten war dann sogenanntes RAGDA-Polarlicht zu sehen, das er 2022 in der Fachliteratur beschrieben wurde. RAGDA steht für „Red Arc with Green Diffuse Aurora“, also ein roter Bogen mit grünen diffusen Flecken. Das Besondere ist, dass die grünen Flecken (die diesmal nur farblos mit bloßem Auge waren) pulsieren. Sie tauchen auf und verschwinden wieder im Verlaufe von einigen Sekunden – einfach irre zu beobachten.
Danach folgte eine ruhigere Phase, in der eine grüner Bogen zusammen mit dem SAR-Bogen zu sehen war, insgesamt aber wenige Dynamik und Bewegung im Polarlicht war. Das zeigt sich an den folgenden beiden Bilder, bei denen sich das Polarlicht fast gar nicht verändert, man aber die Bewegung des Sternenhimmels (durch die Erddrehung) sehen kann.
Ich fuhr kurz nach Hause, um mir etwas wärmere Kleidung (Mütze und Schal) zu holen und radelte wieder zurück zum Feldweg. Nach etwas Wartezeit zeigten sich positive Veränderungen in den Sonnenwinddaten und bald auch deutlich mehr Struktur im grünen Polarlichtbogen. Ein untrügliches Zeichen einer bevorstehenden Phase intensiver Aktivität, eines „Substorms“.
Und in der Tat schossen bald die ersten roten Strahlen aus dem Bogen empor und die Show begann.
Das Rot war dann sehr intensiv zu sehen und neben dem Grün deutlich mit bloßem Auge zu erkennen.
Irgendwann ging dem Substorm die Luft aus und die Dynamik und Helligkeit ließ etwas nach. Mit der Kamera war aber zu erkennen, dass das Polarlicht noch immer fast den gesamten Himmel bedeckte. Ich entschied mich dann aber für heute die Segel zu streichen weil auch zunehmend Bewölkung aufkam.
Später in der Nacht gab es dann noch mehr Aktivität, die ich aber verschlafen habe. Gegen 1:30 Uhr konnte ich aus dem Bett noch etwas rotes Polarlicht zwischen den Wolken leuchten sehen.
Gestern Abend strahlte der Abendhimmel in ziemlich ansehnlichen Farben. Die untergehende Sonne strahlte eine große, ebenmäßige Wolkenbank an und brachte sie (aufgrund der aktuell kurzen Dämmerungszeiten) für vergleichsweise kurze Zeit) zum Leuchten.
Interessante, allerdings kontrastarme Wolkenschatten zeichneten sich als dunkle Strahlen auf der angestrahlten Wolkenbank ab. Hier im ersten Bild links unterhalb der Mitte als zwei parallele dunkle Schatten sichtbar. Das zweite Bild zeigt noch einmal einen Ausschnitt, um die beiden Schatten noch einmal besser hervorzuheben.
Gestern Abend gab es zwischen viertel nach neun und viertel vor zehn noch einmal schönes Polarlicht. Durch das übliche Forum und eine App aufmerksam geworden, machte ich Testaufnahmen aus geöffneten Fenstern heraus und entdeckte dann gegen kurz nach 21 Uhr tatsächlich einen rötlichen Schimmer nahe des Nordhorizonts.
So radelte ich zu meinem üblichen Spot nördlich des Dorfs und wurde sofort von zuerst nur fotografisch – später aber auch mit bloßem Auge – sichtbaren Polarlicht begrüßt.