Eine Woche nach meiner ersten erfolgreichen Beobachtung des Kometen NEOWISE ist es wieder so weit. Der Abendhimmel sieht weitgehend klar aus, der Komet steht inzwischen weiter nördlich am Himmel – alles bestens für eine erneute Beobachtung. So stand ich – nach einer ersten Sichtung aus dem Badezimmerfenster – gegen 23:15 Uhr MESZ auf einem Feldweg zwischen Elze und Hoheheide und konnte den Kometen mit freiem Auge direkt über einer Wolkenbank sehen. Der Schweif ließ sich leichter mit indirektem Sehen wahrnehmen.
Für schöne Aufnahmen des Kometen direkt am Horizont steht dieser inzwischen zu hoch. Außerdem gibt es heute überhaupt keine fotogenen leuchtenden Nachtwolken wie noch vor einer Woche. Mit zunehmender Dämmerung wird langsam aber sicher auch der gerade und lichtschwächere Plasmaschweif des Kometen in meinen Aufnahmen (und im Fernglas) sichtbar. Die sichtbare Länge des hellen Staubschweif nimmt immer weiter zu.
Durch den hohen Stand ist der Blick auf den Kometen aber weniger vom Dunst in der Atmosphäre beeinflusst. Ich entscheide mich mit feststehender Kamera auf dem Stativ Serien von mehreren kurz belichteten Einzelbildern zu machen. Diese werden dann in der Nachbearbeitung mit einer kostenlosen Software names SiriL überlagert und zusammengerechnet. So lässt sich eine längere effektive Belichtungszeit auch ohne astronomische Nachführung erreichen. Das Summenbild verarbeite ich dann in Adobe Lightroom weiter.
Hier ist ein Beispiel, das die Entwicklung zeigt. Ganz links ein Einzelbild praktisch direkt aus der Kamera. In der Mitte findet sich dann die unbearbeitete Summe von 30 solchen Einzelbildern; der dunkle Rand entsteht, weil die Kamera nicht der Himmelsbewegung nachgeführt wurde und so die Bilder mit leichtem zeitlich zunehmendem Versatz überlagert werden. Bei Kometenaufnahmen, ist es wichtig auch zu beachten, dass der Komet sich vor den Sternen bewegt. In der kurzen Gesamtbelichtungzeit von nur 75 Sekunden und der Brennweite von 200 mm hier spielt das keine sichtbare Rolle. Das Hintergrundrauschen ist durch die Überlagerung deutlich reduziert. Ganz rechts ist die leicht beschnittene und – gut zu erkennen – nachbearbeitete Version, erstellt aus dem Bild in der Mitte. Wichtig ist es, die Einzelbilder im Rohdatenformat (raw) aufzunehmen, um einen möglichst hohen Dynamikumfang zu erreichen, der sich bei der Nachbearbeitung auszahlt. Für Zwischenschritte müssen ähnliche geeignete Formate (beispielsweise tiff mit 16 bit Farbtiefe) verwendet werden.
Während der ersten Serienaufnahmen steht die Sonne noch so flach unter dem Horizont (ca. 10°), dass der Himmel erkennbar blau ist.
Mit fortschreitender Dämmerung wird der Himmel immer dunkler. Doch vollständig dunkel wird es zu dieser Jahreszeit nahe der Sommersonnenwende bei uns noch nicht.
Zum Abschluss mit bereits von Süden aufziehenden Wolken habe ich dann noch zweimal Summenaufnahmen bei kürzerer Brennweite gemacht. Einmal mit einem Marumi-Redhancer-Filter, der (unter anderem) die Lichtverschmutzung durch Natriumdampflampen recht effektiv ausblendet. Andererseits blockiert er damit natürlich auch einen Teil des Lichtspektrums vom Kometenschweif. Die zweite Aufnahmeserie entstand ohne den Filter. Dadurch ist der Himmelshintergrund deutlich heller.