Island – Tag 11

Der nächste Morgen in Heiðarbær beginnt trocken, aber insgesamt noch wolkig und dunstig – aber immerhin kein strömender Regen. Wir machen uns wieder auf in Richtung Mývatn, um die Teile nachzuholen, die gestern nicht auf unserer Rundtour um den See lagen. Zuerst besuchen wir in feuchtigskeitsgesättigter Luft das Hochtemperaturgebiet  Hverarönð an der Ostseite des Mývatn. Aus vielen Schlammtöpfen und Solfataren steigt ein kräftiger Duft von Schwefelwasserstoff empor.

Insgesamt fühlt man sich hier wie auf dem Mars, nicht zuletzt wegen der rötlichen Erde und der schwarzen Steine. Hverarönð ist nicht sehr groß, in einem kleinen Spaziergang hat man schnell alles gesehen.

Doch ist die Landschaft abwechslungsreich, immer wieder gibt es Stellen, an denen dünne gelbe Krusten aus Schwefel die rote Erde überhauchen.

Von Hverarönð geht es weiter nach Norden, vorbei an einem Geothermalkraftwerk zur Krafla-Vulkanspalte, die in den 1970er und 1980er Jahren mit mehreren Spalteneruptionen auf sich aufmerksam machte. Der Nebel hat sich inzwischen zu einem Dauernieseln gesteigert und wird in den kommenden Stunden zu einem richtigen Dauerregen werden.

Doch noch lässt es sich draußen aushalten und so machen wir einen kleinen Rundgang um die Leirhnjúkur-Spalte, die Teil des Krafla-Vulkansystems ist. Von der Ostseite kommend sind die dominierenden Farben gelb, rot, weiß und ocker. Nach einem leichten Anstieg zeigen sich trübe Schwefelquellen.

Nur wenige Schritte weiter stehen wir dann plötzlich in einem schwarzen Lavafeld, das nur spärlich von Moosen bewachsen ist. An einigen Stellen strömt heiße Luft zwischen den Steinen aus dem Boden empor.

Im immer stärker werdenden Regen geht es weiter zum Dettifoss, der Kinogänger aus dem Alien-Prequel „Prometheus“ bekannt sein dürfte.

Die ist eines der letzten Bilder, die ich für ungefähr 90 Minuten machen kann, denn kurz danach gibt die Kamera ob der enormen Feuchtigkeitsmenge von oben auf. Offenbar ist etwas Wasser in die Taster an der Rückseite eingedrungen. Auch das eine Objektiv hat über den Zoom etwas Feuchtigkeit gezogen, die sich an der Innenseite der Optik niederschlägt. Nach bangem Trocknen vor der aufgedrehten Warmluft auf der Lüftung des Autos berappeln sich die Kamera und Optik bald wieder… puh!

Es geht weiter über die Straße 901 abseits der Ringstraße über die Möðrudalsöræfi, vorbei an einem einsamen Gehöft mit Campingplatz (wir wollen noch weiter kommen) und Torfhaustankstelle durch eine absolut grandiose Landschaft, die uns das schlechte Wetter vergessen lässt.

Wir fahren gleich weiter in die Ostfjorde. Durch Egilsstaðir weiter nach Seyðisfjörður, wo es noch bis in den Abend hinein regnet, danach aber schnell besser wird.

 

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Island – Tag 10

Nach einer kräftig verregneten Nacht ist es am Morgen in Heiðarbær trocken. Zumindest von oben, die Campingplatzwiese ist recht nass – einige Pfützen zeugen von den Regenfällen der Nacht. Doch im Gegensatz zum Vorabend müssen wir unser Essen nicht in der Kochstellen-Schutzhütte einnehmen.

Wir fahren zuerst nach Húsavík, um uns Plätze bei einer Walbeobachtungstour zu sichern. Um 10 Uhr morgens sind bereits alle Fahrten des Tags bis 16 Uhr ausgebucht, doch für eine Sonderfahrt um 17 Uhr lassen wir uns vormerken. Für den Rest des Tages fahren wir nach Süden zum Mývatn, dem „Mückensee“ inmitten eines vulkanisch aktiven Gebiets. Zumindest einen Teil der dortigen Sehenswürdigkeiten werden wir bereits heute besichtigen können, den Rest werden wir morgen mitnehmen.

Auf dem Weg zum Mývatn ist der Wechsel von Weiden und Wiesen in die vulkanisch geprägte Landschaft sehr plötzlich. Noch sieht man auf grünes Gras und ein paar Minuten später wirkt es wie auf dem Mond.

Und ja, am Mývatn gibt es wirklich viele Mücken. Wir haben Glück, denn keine der zahlreich vertretenen Arten scheint in der Saison unserer Anwesenheit zu stechen. Am Ende des Tages werden wir keinen einzigen Stich finden können. Ein bisschen aufdringlich sind die Insekten aber schon.

Bei Skútustaðir im Süden des  Mývatn lassen sich bei einem kleinen Spaziergang eine Vielzahl von Pseudokratern erkunden. Es handelt sich nicht um Ausbruchskrater aus denen einst Lava aus dem Erdinneren floss, sondern um Spuren von Explosionen. Diese entstanden als Magma  ein Feuchtgebiet überströmte. Das blitzschnell verdampfende Wasser entfaltet dabei die Kraft einer Explosion und reißt so die Krater in die Landschaft.

In der vulkanischen Landschaft um den See sticht als eine der Hauptattraktionen Dimmuborgir hervor. Übersetzt bedeutet der Name soviel wie „dunkle Städte“ oder „dunkle Burgen“ und wer auf den leicht begehbaren Wegen zwischen den  Lavaschloten umherwandelt, weiß warum.

Gemeinsam mit vielen anderen Touristen, die seltsamerweise dieselbe Idee haben, besteigen wir das Hverfjall, einen Tuffring im Osten des  Mývatn, der entstand als Grundwasser und Magma explosiv aufeinandertrafen.

Der Rand des Rings lässt sich vollständig umrunden, wir gehen nur in etwa ein Viertel des Wegs und wieder zurück. Vom Hverfjall hat man einen wunderbaren Fernblick, hier der Blick von Osten über den Mývatn, im Vordergrund ein Lavafeld.

Um 17 Uhr verlassen wir wie geplant den Hafen von Húsavík an Bord eines Schnellbootes. Eingepackt in warme Overalls, Sicherheitswesten umgeschnallt, brettern wir über die Wellenkämme. Beim Tempo des Bootes sind diese doch recht hart und wir müssen uns in eine bequeme Position, halb gelehnt halb abgestützt, bringen um nicht Rückenschmerzen zu bekommen.

Das erste Ziel unserer Fahrt durch die Bucht ist Lundey, die Papageientaucherinsel. Im Sommer brüten hier abertausende der „Clowns des Meers“, auch wir sehen noch viele in den Wellen um die Insel. Doch ihre Fluchtdistanz ist groß, so dass wir sie nur selten ausreichen nah für ein gutes Foto vor die Kamera bekommen.

Deutlich weniger furchtsam sind die Eissturmvögel, die sehr nah am Boot vorbei rauschen. Dies tun sie aber so schnell, dass ich kaum mit der Kamera hinterher komme und nur wenige Fotos tatsächlich gelingen.

Auch mit den Walen haben wir Glück. Immer wieder tauchen Buckelwale auf, nehmen einige Atemzüge an der Oberfläche und verschwinden wieder in den Tiefen der Bucht. Einige zeigen beim Abtauchen nicht nur ihre Rückenflosse sondern präsentieren auch ihre Fluke wie dieses Exemplar hier.

Nach rund zweieinhalb Stunden brausen wir wieder zurück zum Hafen, erfüllt von vielen neuen Eindrücken. Wir schälen uns aus den warmen Overalls und nehmen noch einen kleinen Snack ein, bevor zur Unterkunft zurückfahren. Da uns die Reise in den nächsten Tagen weiter nach Osten führen soll, kehren wir für die Nacht erneut in Heiðarbær ein. Neben der guten Lage locken auch Swimmingpool und Hotpots. Abends werden wir noch mit einer schönen Dämmerung belohnt.

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Island – Tag 9

Bereits morgens zeigt sich der Himmel in Ólafsfjörður bedeckt, es scheint ein eher grauer Tag zu werden. Doch bei dem enormen Glück, das wir bisher mit dem Wetter hatten, kann dieser Umstand unsere Laune nicht trüben. Wir machen uns auf den Weg nach Akureyri, einer der größten Städte Islands und „Hauptstadt des Nordens“. Überraschend grün ist der Ort, viele Bäume an städtischen Plätzen und privaten Gärten verwöhnen das Auge, das nach mehr als einer Woche Island schon fast wieder vergessen hat wie so etwas aussieht.

In der Stadt durchstreifen wir zuerst die Fußgängerzone und machen uns dann ab vom Touristenrummel auf den Weg zum oberhalb der Stadt gelegenen botanischen Garten. Dieser ist sehr schön angelegt. Neben thematisch abgeteilten Bereichen mit der Faune Islands und arktischer Fauna gibt es nach Pflanzenfamilien eingeteilte Beete, die auch im August noch reich blühen.

Kurz nachdem wir uns im botanischen Garten satt gesehen haben, beginnt zu regnen. Wir genießen auf dem Stadtplatz in Akureyri noch eine Portion Fish & Chips mit (original isländischer) Cocktailsauce – „Koktailsosa“. Auch hier lassen sich wunderbar die hohen isländischen Lebensmittelpreise sehen: die zugegeben sehr große und vor allem sehr leckere Portion Fish & Chips kostet zehn Euro.

Der Regen wird dichter und bestimmt dann auch den Rest des Tages, so dass wir heute von größeren Wanderungen absehen und uns auf den Weg zur nächsten Unterkunft machen. Auf dem Weg dahin fahren wir noch beim Goðafoss vorbei. Hier soll sich im Zuge der Christianisierung Island ein Stammesführer der alten Götterbilder entledigt haben – daher der Name des Wasserfalls, der „Götterwasserfall“ bedeutet. Bei unserem Besuch ist es nicht nur vor uns, sondern auch über uns nass, der Regen hat nicht nachgelassen.

Unser Ziel für den Abend ist die Unterkunft Heiðarbær auf einer Hochebene in Richtung Húsavík im Norden. Morgen wollen wir Húsavík einen Besuch abstatten, um von dort eine Walsafari zu unternehmen. In der Bucht vor dem Ort tummeln sich nämlich vor allem Buckelwale, auch eine Insel mit Papageientaucher-Kolonie ist zu sehen.

Neben dem angegliederten Campingplatz von Heiðarbær gibt es am Haus auch ein Freibad mit zwei Hotpots. Im Regen genießen wir das schon im Pool vermutlich 30 °C warme und dampfende Wasser und die knapp unter bzw. über 40 °C heißen Hotpots.

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Island – Tag 8

Beim Erwachen am nächsten Morgen stellen wir fest, dass wir irgendwie schief liegen – Ursache ist ein platter Reifen hinten links. Glücklicherweise haben wir natürlich einen Ersatzreifen dabei. Dass wir noch nie einen Reifen wechseln mussten, macht nichts, denn ruckzuck helfen uns ein Isländer und ein Berliner, die unser Problem mitbekommen haben. So sind wir schnell bereit, in den nächsten Tag zu starten. Den Reifen werden wir später in Siglufjörður beim Automechaniker reparieren lassen. Den Kontakt stellen die netten Autovermieter ruckzuck her.

In Siglufjörður nutzen wir gleich die Gelegenheit für eine weitere Wanderung auf die Berge auf der östlichen Fjordseite. Wir beginnen nahe einiger Sommerhäuser an einem rauschenden Bach, den wir eigentlich überqueren sollten.

In Anbetracht der Wassermenge entscheiden wir uns aber, ihm stromaufwärts bis zur Straße zu folgen und dort die Uferseite zu wechseln. Danach geht es einen Kamm steil bergauf über teils lockere Steinbrocken und durch niedrige Vegetation.

Auf einem Plateau auf halber Höhe angekommen, breitet sich ein beeindruckender Fernblick auf weite Schneefelder, dunkle Geröllfelder und wolkenverhangene Gipfel aus. Nach einer kurzen Snack- und Verschnaufpause entscheiden wir uns dagegen, weiter in die Wolken aufzusteigen und stattdessen nach Süden auf gleicher Höhe über die Schneefelder zu laufen. In einiger Entfernung wollen wir dann über den flacheren Hang wieder absteigen und in nördlicher Richtung die Runde schließen.

Der Weg über das erste Schneefeld stellt als etwas mühsamer als erwartet heraus. Das liegt zum einen daran, dass das Schneefeld oberflächlich teils recht stark verfirnt und ganz leicht eisig ist. Zum anderen geht es unter uns 30 Meter recht steil über das Schneefeld bis zum nächsten Geröllfeld. Wir sind also sehr motiviert, nicht ins Rutschen zu kommen…

Doch der Weg lohnt sich. Wir werden von immer wieder neuen Ausblicken in diese unwirtliche winterliche Landschaft mitten im August belohnt. Einfach schön!

An einigen Stellen sind die Schneefelder von Schmelzwasserbächen durchschnitten. Teils haben diese die Oberfläche der Felder durchbrochen, teils gluckern sie deutlich hörbar unter dem Schnee. Wir machen vorsichtshalber einen großen Bogen um die Druchbrüche, stellen aber später fest, dass der Schnee so stark verdichtet ist, dass auch wenige Zentimeter Dicke unser Gewicht tragen. Unter dem Schnee ist das Licht traumhaft blau.

Zum Ende der Wanderung beginnt es zu regnen, so dass wir einfach nur bis zum nächsten Ort, Ólafsfjörður, weiterfahren um dort auf dem Campingplatz beim Ententeich zu übernachten.

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